Oft wird erwartet - oder gar befürchtet - , daß Hypnose ein Bewußtseinszustand ist, der sich völlig vom normalen Alltagsbewußtsein unterscheidet und der einem daher völlig fremd ist. Dies ist nicht der Fall. Patienten, die zum ersten Mal eine Hypnose gut erfahren können, beschreiben dies als einen Zustand wie man ihn kurz vor dem Einschlafen erlebt, wenn die Umwelt zurücktritt, der Körper zur Ruhe kommt und man eher in spontan auftretenden Bildern denkt. Ähnliche Reaktionen können aber auch auftreten, wenn sich der Patient relativ nahe dem Wachbewußtsein erlebt. In der Regel kann man sich an alles erinnern, was während der Hypnose angesprochen wurde; eine sog. Amnesie tritt eher selten auf.
Nun könnte man entäuscht sein, das der hypnotische Zustand nicht einzigartig, nichts Spektakuläres ist. Aber wenn der hypnotische Zustand auch “nur” eine (jedem) bekannte Bewußtseinsänderung bewirkt, so ist doch spektakulär, was man mit der therapeutischen Nutzung dieses Zustandes erreichen kann. Neben den psychotherapeutischen Möglichkeiten und den vielfältigen körperlichen Veränderungen - von Vorgängen im Gehirn bis hin zu Blutbildänderungen - bietet die Hypnose auch die Möglichkeit, akute Schmerzen zu unterbinden, so daß ein operativer Eingriff oder das Ziehen eines Zahnes ohne Anästhetikum möglich ist.
Wo wird Hypnose eingesetzt?
Hypnose ist eine wirksame Therapieform zur Behandlung verschiedenster
Störungsbilder, was durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt wird (Metaanalyse).
Ein wichtiges Anwendungsgebiet der Klinischen Hypnose sind die sogenannten Psychosomatischen Störungen, d.h. körperliche Erkrankungen, die als Folge seelischer Konflikte und Belastungen auftreten – zumeist in Zusammenhang mit permanenten beruflichen oder privaten Problemen. Dazu zählen neben chronischen Schmerzen, Herz-Kreislauf-Problemen oder Magen-Darm-Erkrankungen (z.B. Morbus Crohn) auch Hauterkrankungen (z.B. Neurodermitits) sowie Erkrankungen der Atemwege (Asthma bronchiale) und des Nervensystems (z.B. Polyarthritis).
Darüberhinaus wird Hypnose auch zur Behandlung von Ängsten (z.B.
soziale Ängste, Höhenangst), Depressionen, Zwängen und Eßstörungen (z.B. Bulimie) ebenso eingesetzt. Auch bei der Behandlung von Süchten (z.B. Rauchen) hat die Hypnose ihren Platz. Weiterhin können Schlafstörungen und sexuelle Störungen mit Hypnose
behandelt werden. Zur Therapie psychotischer Störungen wie Schizophrenie ist Hypnose hingegen nicht angezeigt.
Hypnose wird erfolgreich auch im medizinischen Rahmen eingesetzt, etwa in der Krebsbehandlung, um Ängste und Schmerzen zu kontrollieren bzw. um die Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu reduzieren. Akute Schmerzen, etwa bei Geburt oder in der Zahnmedizin bis hin zu chirurgischen Eingriffen, können ebenfalls mit Hypnose besser bewältigt werden.
Wer ist hypnotisierbar?
Als Patient wird man sich fragen, ob man denn überhaupt für eine Hypnotherapie geeignet ist. Ist jeder hypnotisierbar? Wovon hängt es eigentlich ab, daß man Hypnose erfahren kann?
Nur wenige können Hypnose überhaupt nicht erfahren; ebenfalls nur wenige Menschen können Hypnose in einem besonders hohen Maße erfahren. Den meisten Menschen ist es aber möglich, eine mittlere Hypnosetiefe erleben, die für eine Therapie völlig ausreicht. Im übrigen ist es schwer, für sich selbst abzuschätzen, ob man hypnosefähig
ist. Auch Personen, die überzeugt sind, sie hätten keine entsprechende Fähigkeit, sind oft überrascht wie leicht ihnen die Erfahrung von Hypnose unter sachkundiger Anleitung fällt. In diesem Zusammenhang sollte auch betont werden, daß für den Erfolg einer Therapie nicht die Tiefe der Hypnose entscheidend ist, sondern was in ihr geschieht.